Carmignac’s Note
1. Das Superwahljahr: 40% der Weltbevölkerung – auf die 60% des globalen BIP entfallen – traten den Gang zur Wahlurne an. In den 70 Ländern, in denen gewählt wurde, wurden 80% der amtierenden Regierungen von der globalen populistischen Welle hinweggespült1.
2. Divergenz und Konvergenz: Die weltweit beobachteten Konjunkturzyklen könnten unterschiedlicher nicht sein: Im Kontrast zur Konjunkturschwäche in Europa verlangsamte sich die US-Wirtschaft kaum, und China verzeichnete beträchtliche Handelsüberschüsse. Auf der anderen Seite hielten sich die Haushaltsdefizite in den USA, Frankreich, Brasilien und dem Vereinigten Königreich hartnäckig.
3. Gemäßigte Haltung: Der seit Langem erwartete Zinssenkungszyklus wurde endlich eingeläutet. Von den 115 Zentralbanken weltweit schlugen 74 einen Lockerungskurs ein und beschlossen bei ihren letzten zinspolitischen Sitzungen Zinssenkungen2.
4. Versteilerung der Renditekurve: Der synchronisierte globale Lockerungszyklus in einem günstigen Wachstumsumfeld, das seit über einem Quartal keine Disinflation mehr gesehen hat, hatte in den meisten Industrieländern eine Versteilerung der Renditekurven zur Folge. Verstärkt wird diese Entwicklung vermutlich durch die immer höhere Wahrscheinlichkeit von umfangreichen Staatsanleihenemissionen.
5. Zwei rekordverdächtige Halbjahre für US-Aktien: In den ersten sechs Monaten des Jahres waren Mega-Caps für den Großteil der Marktrenditen verantwortlich, während in der zweiten Jahreshälfte eine Vielzahl an Performancetreibern zu einer Outperformance der USA beitrugen. So erzielte Nvidia eine Rendite von 150% im ersten Halbjahr, jedoch weniger als 10% im zweiten Halbjahr. United Airlines hingegen verzeichnete in der ersten Jahreshälfte eine Rendite von unter 10%, legte in der zweiten Jahreshälfte jedoch um 100% zu.
6. Schwächelnde Aktien in Europa und den Schwellenländern: Innerhalb der USA wurde eine Rotation an den Aktienmärkten beobachtet, die sich bisher allerdings noch nicht auf die Märkte außerhalb der USA ausgeweitet hat. Mit Bewertungen, die den Indexertrag um den Faktor 25 übersteigen, ist der S&P 500 auf dem besten Weg zu seiner zweitbesten Performance in 25 Jahren, während Aktien aus Europa und den Schwellenländern mit einem Faktor von 143 am unteren Ende ihrer historischen Bewertungsspanne gefangen scheinen. Die jährliche Outperformance von US-Aktien gegenüber dem Rest der Welt war in diesem Jahr mit über 22% so hoch wie nie zuvor.
7. Anstieg der Risikobereitschaft: An den Spread-Märkten entwickelten sich Anlagen mit hohem Beta4 überdurchschnittlich, wobei High-Yield-Unternehmensanleihen, nachrangige Finanzwerte und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern eine Rendite von rund 10% auf Euro-Basis auswiesen. Diese Entwicklung wurde durch eine Kombination aus attraktivem Carry und ausgeprägter Risikobereitschaft begünstigt, wodurch die negativen Auswirkungen der Zinsvolatilität und höherer Ausfallraten (durchschnittlich 5% an den globalen High-Yield-Märkten5) ausgeglichen werden konnten.
8. Allgemeiner Bewertungsanstieg: Die Bewertungen sämtlicher Anlageklassen sind gestiegen. Besonders deutlich ist dies in den USA, wo die Credit-Spreads sowohl für Investment Grade- als auch für High Yield-Titel auf einem Zehnjahrestief liegen und die Gewinnrendite des S&P 500 hinter der von US-Staatsanleihen zurückbleibt5.
9. Unterstützung durch Rohstoffmärkte: Die Ölpreise blieben insgesamt stabil und Kupfer verzeichnete trotz des verhaltenen Wachstums in China einen Anstieg von 5%. Die durch die geopolitischen Spannungen bedingte hohe Nachfrage schlug sich auch in den Goldpreisen nieder, die um 30% zulegten5.
10. Alternative Anlagen zur Portfoliodiversifizierung beliebt: In einem Jahr, in dem die Korrelation zwischen Aktien- und Anleihekursen weitgehend positiv blieb, standen diversifizierende Vermögenswerte wie Edelmetalle, Bitcoin und der Schweizer Franken hoch in der Anlegergunst. Sie alle werden zu bzw. nahe ihren Höchstständen gehandelt.
Die nachstehende Grafik zeigt die einzelnen Performancetreiber (und Negativfaktoren) der US-Aktienmärkte und der europäischen High-Yield-Märkte.
Quelle: Carmignac, Bloomberg, 18.12.2024.
EPS: Gewinn je Aktie für die kommenden 12 Monate. Er wird anhand der allgemeinen Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende und das nächste Geschäftsjahr berechnet.
KGV: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine Finanzkennzahl zur Beurteilung der Unternehmensbewertung. Um das KGV zu berechnen, wird der Aktienkurs eines Unternehmens durch den Gewinn je Aktie dividiert.