Von amerikanischen Giganten zu neuen internationalen Akteuren
Zwei Jahre nach der explosionsartigen Verbreitung der Künstlichen Intelligenz (KI) definieren neue Akteure die Möglichkeiten und Marktnarrative neu.
Vor fast genau zwei Jahren wurden Aktienmärkte weltweit von einem regelrechten KI-Rausch erfasst; der Technologiesektor erhielt neuen Auftrieb und am Markt machte sich Begeisterung breit für die amerikanischen „glorreichen sieben“ Unternehmen.
Dieser Investoren-Hype ist auf drei Faktoren zurückzuführen. Erstens die Nachfrage nach enormer Rechenleistung. Zweitens sind nur eine Handvoll Unternehmen in der Lage, diese Rechenleistung bereitzustellen. Und schließlich sind diese Unternehmen stark von einer Grafikprozessor-Grafikkarte abhängig, die ausschließlich von Nvidia hergestellt wird.
Aufgrund dieser Ausnahmesituation wurden die Wachstumsprognosen von Nvidia (schwarze Kurve in der Grafik) um 300 Prozent nach oben korrigiert und es wird erwartet, dass sich der Umsatz des Unternehmens innerhalb von zwei Jahren verdoppeln und innerhalb von fünf Jahren verdreifachen wird.
Zugleich sind die Aussichten für die Unternehmen ins Stocken geraten, die weniger direkt an der Bereitstellung von „Hacke und Schaufel“ für diesen neuen, die Rechenleistung betreffenden Goldrausch beteiligt sind. Durch das Aufkommen neuer Akteure werden die Karten jetzt jedoch neu gemischt.
Von den Medien angepriesene neue Akteure wie DeepSeek und Mistral AI oder weitere Wettbewerber wie Qwen2.5 des chinesischen Unternehmens Alibaba und das kanadische Unternehmen Cohere, über die weniger berichtet wird und deren Kosten weit unter denen der dominierenden Modelle liegen, könnten die oben beschriebenen Verhältnisse aus dem Gleichgewicht bringen. Doch selbst für die etablierten Unternehmen ist die Disruption eine gute Nachricht.
Der Kostenrückgang bei der Entwicklung neuer KI-Modelle wird eine stärkere Verbreitung bewirken und somit höhere Produktivitätsgewinne durch KI zur Folge haben. Da bisher nur 25 bis 35 Prozent der Unternehmen KI-Anwendungen einsetzen, ist das Wachstumspotenzial im Falle sinkender Preise in der Tat erheblich. Auf der anderen Seite wird durch diese mögliche Demokratisierung der KI künftig eine robuste Nachfrage nach Rechenleistung sichergestellt, was neuen Wettbewerbern ebenso zugutekommen wird wie den etablierten Playern.
Wird KI womöglich bald zur Alltagsware? Dies ist eine interessante Frage, da eine positive Antwort erhebliche Auswirkungen auf die relativen Bewertungen von Herstellern/Entwicklern gegenüber KI-Nutzern und Anwendungsdienstleistern hätte.
Gleichzeitig könnte der plötzliche DeepSeek-Boom, der auf eine günstige und weniger energieintensive KI schließen ließ, die Wahrnehmung einer amerikanischen KI-Vormachtstellung ohne ausländische Konkurrenz verändert und so dazu beigetragen haben, dass chinesische Technologie wieder „investierbar“ geworden ist. KI-Entwicklungen und die damit verbundene Wahrnehmung können sich potenziell stark auf die künftige Rentabilität unserer Investitionen auswirken.
Intelligentes Vorgehen ist gefragt!